Kommentare von H. S.

Leones zweiter Teil der Amerika-Trilogie: ein aufwändig produzierter Spät-Italowestern (zugleich Leones letzter Western), der immer noch fast alles in den Schatten stellt, was sonst so in Italien als Western produziert wurde. Diese MGM-DVD bringt Leone's Klassiker im richtigen Bildformat und in annehmbarer Qualität (inklusive engl. Ton). Aber achtung: Dies ist nicht der später rekonstruierte "Director's Cut", sondern die damalige (lange) Kinofassung. Eine MGM-Doppel-DVD-Edition mit der rekonstruierten Fassung (ca. 3 min länger + viele Extras) ist kürzlich in Deutschland erschienen und bildet eindeutig die empfehlenswerte Fassung.

Geschrieben am 22.06.2005 um 12:48 Uhr

Diese brilliant restaurierte DVD von Leones Klassiker bietet (fast) alles, was eine gute DVD auszeichnet: brilliantes Bild und hervorragende Schärfe, gute und informative Extras und vor allem: einen der besten Filme aller Zeiten. Absolute Empfehlung: Leone at his best! Einziger Wermutstropfen: Leider hat Paramount nicht die (italienische) Langfassung oder alternativ deleted Scenes auf die DVD gepresst. Aber wie gesagt: sonst gib's eigentlich nix zu meckern.

Geschrieben am 22.06.2005 um 12:50 Uhr

Ein weiterer Western von Michael Winner (u.a. "Lawman"), der sich am Italowestern orientiert und Stoneface Bronson als einsamen und wortkargen Rächer anterten lässt, der gerade einmal etwa 20 Sätze zu sprechen hat. Die DVD ist im Gegensatz zur US-DVD unfgekürzt, und die Qualität ist annehmbar, aber leider spart MGM wie so oft am Bonusmaterial. Nicht einmal ein Trailer ist dabei, geschweige denn ein richtiges Menü. Der Film selbst zählt aber mit zum Besten, was Winner und Bronson zusammen gedreht haben.

Geschrieben am 22.06.2005 um 14:34 Uhr

Im Gegensatz zu den späteren "Death Wish"-Filmen ist dieser noch nicht so comichaft überzeichnet und scheint seine "Botschaft" noch ernsthaft vertreten zu wollen. Die lautet: Punker, Afroamerikaner, Langhaarige und anderes Gesocks sind nichts als blutrünstige Bestien, die "unsere" Frauen vergewaltigen wollen und anständige Bürger terrorisieren. Dagegen scheint nur Mord und Totschlag zu helfen, was Bronson, hier besetzt als aufrichtiger Spießer, dann auch macht. Die Polizei findet's auch ganz toll... Selten so einen unverholen rassistischen und reaktionären Dreck gesehen. Allenfalls der unfreiwillige Humor macht den Film erträglich.

Geschrieben am 22.06.2005 um 14:41 Uhr

Leones Regiedebüt ist leider ein eher mittelmäßiger Sandalenfilm, wie sie zu dieser Zeit zuhauf produziert wurden. Dennoch hat der Film seine Qualitäten und unterhält durchaus. Besonders Rory Calhoun ist als gelangweilter Dandy eine angenehme Abwechsung zu den sonst zu dieser Zeit im Antikfilm auftretenden tumben Muskelprotzen. Leider hat e-m-s bei dieser DVD ziemlichen Mist gebaut: die DVD ist um etwa 35 (!!!) Minuten gekürzt gegenüber der Originalfassung, dabei war selbst die deutsche TV-Fassung noch um immerhin 25 Minuten länger als diese DVD (und zudem ab 12 Jahren freigegeben). Die Kürzungen sind zudem sehr holprig. Wer also den Film unbedingt sehen will, sollte sich bei dieser Fassung nicht über große Logiklöcher wundern.

Geschrieben am 22.06.2005 um 14:55 Uhr

Sergio Leones erste (Co-)Regiearbeit (zusammen mit Mario Bonnard) ist ein bunter, unterhaltsamer und nicht sonderlich anspruchsvoller Sandalenfilm, wie sie zu dieser Zeit sehr in Mode waren. Die Hauptrolle ist mit dem damaligen Mr. Universum Steve Reeves (der zuvor schon als Hercules in ähnlichen italienischen Filmen auftrat) besetzt. Die deutsche DVD ist löblicherweise ungekürzt, enthält zudem eine sehr frühe Version des Stoffes auf einer Bonus-DVD (Stummfilm von 1913) und scheint in Wesentlichen der französischen DVD zu entsprechen. Die Qualität ist dem Alter des Films entsprechend akzeptabel bis gut und es gibt kaum etwa an der DVD-Veröffentlichung auszusetzen (vieleicht am ehesten die billigen animierten Menüs). Wer solche Filme mag, ist hier bestens aufgehoben.

Geschrieben am 25.06.2005 um 23:26 Uhr

Sergio Leones letzter Film ist eines der Meisterwerke des modernen Kinos. Über vier Stunden entwirft Leone eine komplexes Puzzle der fragmentierten Erinnerung und der Motive und Mythen des Gangsterfilms. Über 20 Jahre hat Leone an seinem Werk gearbeitet und dafür u. a. die Regie des "Paten" abgelehnt und... seine monumentales Epos von vier Stunden kann es mit Coppolas Meisterwerk durchaus aufnehmen. Die DVD ist von hervorragender Qualität, der 4-Stündige Film ist auf 2 DVDs verteilt (wobei der DVD-Wechsel leider sehr ungünstig und aprupt gelegt wurde) und enthält einen informativen, manchmal etwas zu ausschweifenden Kommentar eines amerikanischen Filmkritikers. Aber selbst als bare-bones-DVD wäre die DVD jeden cent wert. Nebenbei: der Film liegt hier in der ungekürzten Fassung vor (früher FSK 18, nun neubewertet). Achja: der Film wurde für die dt. Fassung neu synchronisiert, aber man sollte sowieso die Originalfassung (englisch) sehen.

Geschrieben am 25.06.2005 um 23:34 Uhr

Leones dritter Italowestern ist bis zu diesem Zeitpunkt auch sein bester. Doch leider ist dieses DVD-Edition stark gekürzt (für eine FSK 16-Freigabe). Es gibt allerdings eine Neuauflage, die nahezu ungekürzt ist (mit einer neuen Altersfreigabe FSK 16), restauriert wurde und tonnenweise Extras auf einer Bonus-DVD enthält. Diese sollte definitiv die erste Wahl sein (und befindet sich hier auch im Verleih)!

Geschrieben am 25.06.2005 um 23:43 Uhr

Sehr guter Western von Meisterregisseur Otto Preminger, mit Marilyn Monroe (sehr sexy hier), Robert Mitchum (gewohnt cool wie immer) und Rory Calhoun (herrlich schmierig und naiv gleichermaßen). In erlesenen Cinemascope-Bildern fängt Preminger eine eigentlich mehr als dürftige Story ein und liefert besonders hinsichtlich der Bildkomposition Hervorragendes ab. Lediglich die sehr künstlich wirkenden Rückprojektionen (während der Flußfahrt) wirken angestaubt. Die DVD ist löblicherweise rekonstruiert und zeigt das korrekte Bildformat (2.55 : 1), der englische Ton ist leider (nachträglich ?) gesplittet worden und klingt irgendwie falsch, aber dennoch eine sehr gute DVD. Definitiver Tip für Westernfans.

Geschrieben am 03.07.2005 um 15:29 Uhr

Annehmbarer Triller mit Denzel Washington, der hier zuerst fürchterlich an inneren Qualen leidet (Klischee Nr. 1 von vielen), um dann, erlöst durch die Liebe eines kleinen Mädchens (Kitschfaktor 10), zur Killermaschine zu mutieren (so also angeblich "psychologisch" motiviert, dennoch sehr unglaubwürdig). Trotz aller billigen Effekte (eher schnelle Schnitte und Werbefilm- und Musikvideoästhetik) ganz unterhaltsam, wenn man sich auf die dünne Story einlässt. Der Selbstjustizfeldzug am Ende wirkt ziemlich aufgesetzt, aber der Film ist in jedem Fall besser, als jeder Steven Segal-Film oder ähnliche Prolloactionfilme. Die FSK 16-Fassung ist ungekürzt und enthält zudem mehr Bonus als die FSK 18 (Achtung: Mogelpackung !). Außertdem findet man hier dankbarerweise englischen Originalton.

Geschrieben am 03.07.2005 um 15:38 Uhr

Sehr guter Thriller mit Walter Matthau, den Tarantino mit Reservoir Dogs überdeutlich zitiert. Hierher kommt etwa die Idee, die Gangster mit Farb-Decknamen wie "Mr. Brown", "Pink", "Blue" etc. zu benennen und auch die Rolle des Psychopath in Reservoir Dogs ist hier schon angelegt. Der Film ist vom Kameramann von French Connection fotographiert (und das bedeutet äußerst sehenswert). Die DVD ist leider MGM-typisch eher mau ausgefallen: der im Originalbildformat abgetastete Film (2.35:1) ist NICHT 16:9 / anamorph codiert, Extras gibt es auch nicht und die Bildqualität ist nur guter Durchschnitt. Dennoch: unbedingt ansehen!

Geschrieben am 03.07.2005 um 15:45 Uhr

Don Siegels packender Thriller etablierte Clint Eastwood endgültig als Star. Dass der Film einen Protagonisten in der Hauptrolle zeigt, der sowohl ein Rassist ist, als bei der Ausübung seines Polizeiberufs zur Selbstjustiz und Folter neigt, wurde dem Film seinerzeit zum Vorwurf gemacht. Doch Siegels Film ist nicht so einfach festzulegen, viel ambivalenter ist der Film, wobei die genannte Kritik allerdings auch nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Unabhängig hiervon ist "Dirty Harry" einer der besten und spannendsten Thriller überhaupt, brilliant fotographiert, effektiv geschnitten, perfekt besetzt (Eastwood) und mit einen sehr coolen Soundtrack von Lalo Schiffrin unterlegt. Definitiver Klassiker!

Geschrieben am 05.07.2005 um 20:20 Uhr

Auto focus erzählt die Geschichte des US-amerikanischen TV-Stars Bob Crane, der sexsüchtig in einer Welt der Doppelmoral gefangen zunehmend aneckt und den Boden unter den Füßen verliert. Schrader ist so ehrlich, uns Crane auch als chauvinistischen und seine Frauen ausnutzenden Unsympath zu zeigen und der Zeitkolorit wird auf höchst interessante Weise eingefangen. Doch letztlich drängt sich der Eindruck auf, Sex führe fast zwangsläufig zum Untergang. Offenbar ist Schader (Drehbuchautor von u.a. Taxi Driver) immer noch nicht von seiner calvinistischen Erziehung losgekommen. Dennoch ein ebenso anspruchsvoller wie unterhaltsamer Film, der sehr zu empfehen ist.

Geschrieben am 09.07.2005 um 13:20 Uhr

Paul Schrader legt hier eine Variation von Nicholas Roegs Wenn die Gondeln Trauer Tragen vor, die wie das Original eine beeindruckende Atmosphäre aus Todesahnung, Verfall und Trauer evoziert. Die Schauspieler sind, wie so oft bei Schrader exzellent (Helen Mirren, Christopher Walken u.a.) und das Ende eine beeindruckende Überraschung. Einer dieser Filme, die einen in eine besondere Stimmung versetzten, die noch einige Zeit anhält.

Geschrieben am 09.07.2005 um 13:33 Uhr

Dieses in der Prohibitionszeit angesiedelte Clint Eastwood/Burt Reynolds-Vehikel stellt gewiss kein Muss-Film Eastwoods dar, ist aber für einen verregneten Sonnatagnachmittag genau das Richtige. Amüsant ist der Comic-Touch des Films und dass Eastwood hier ein wenig sein Dirty Harry-Image persifliert. Die DVD ist von der Bildqualität her sehr gut auch der Ton ist gewohnt dynamisch (englischer Originalton). Als Extras gib's nur den Trailer, aber das ist in Bezug auf diesen Film völligst o.k.

Geschrieben am 23.07.2005 um 15:24 Uhr

Sam Fullers THE BIG RED ONE ist längst ein Klassiker des Kriegsfilms, der wie kaum ein anderer (höchstens APOCALYPSE NOW) den Irrsin dieser Situation vermittelt. In einzelnen Szenen beinahe surreal, spannt Fuller den Bogen von den Schützengräben des Ersten Weltkrieges bis zur Befreiung eines deutschen KZs in Osteuropa. Der Regisseur selbst war als amerikanischer Soldat an der Befreiung des KZ Falkenau beteiligt und verarbeitet hier offensichtlich auch Autobiographisches, was den Film in diesen Szenen nur noch beklemmender macht. Der Film hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, fern von jedem Pathos, aufrichtig und persönlich, kurz: ein spätes Meisterwerk Fullers. Das Bonusmaterial ist allesamt hervorragend. Exzellente Dokumentationen sowie deleted Scenes, Audiokommentar etc.

Geschrieben am 23.07.2005 um 15:32 Uhr

Diese TV-Serie ist mit das irrwitzigste, lustigste was seit langer Zeit zu sehen war (und bisweilen auch ziemlich gruselig)! Achtung: Nicht zu verwechseln mit dem überflüssigen, von Stephen King produzierten US-Remake! Trier arbeitet hier viel mit verwackelter Handkamera und Digitalvideo (erinnert an die Dogamafilme), was das Ansehen manchmal etwas ansterengend macht, aber es lohnt sich! Allein wie die losen Handlungsfäden am Ende der ersten Staffel zusammengeführt werden, ist brilliant und zwerchfellerschütternd (wohlgemerkt: man muss schon einen Humor haben, der skurriles und düsteres verträgt). Die DVD-Box ist uneingeschränkt zu empfehlen: beide Staffeln der Serie, Originalton oder dt. Synchro, Extras, längere Fassungen der einzelnen Folgen.

Geschrieben am 04.08.2005 um 12:08 Uhr

Martin Scorsese und Paul Schrader: Das Team, das sich für Taxi Driver, Raging Bull und Last Temptation of Christ verantwortlich zeigt, haben wieder zusammengefunden. Scorsese frönt als Regisseur seinem Katholizismus (die Quasi-Kreuzigung des Dealers) und Schrader als Drehbuchautor seinen calvinistischen Schuldgefühlen (der gequälte Hauptcharakter). Das Ergebnis ist (vor allem im Hinblick auf Soundtrack und Kameraarbeit) sehr gelungen, in Bezug zum Werk Scorsese allerdings etwas enttäuschend: nichts wirklich Neues, aber im Vergleich zum Gros, der Filme, die in die Kinos kommen, fast schon wieder ein Meisterwerk. Also: Wie alle Filme von Scorsese: ansehen! Fans sollten die Originalfassung wählen: Der Dispatcher wird von Scorsese selbst gesprochen (der wie Hitchcock in fast jedem seiner Filme einen kurzen Auftritt hat)...

Geschrieben am 04.08.2005 um 12:17 Uhr